Es ist vermutlich der Traum eines Jeden, der den Schritt in die Selbständigkeit gewagt hat, seinen Betrieb in die Hände eigener Nachkommen legen zu können. Für Rainer Haierhoff (R.H.) ist dieser Traum nun wahr geworden, allerdings eigentlich zu früh, oder? Wir durften ihm und Sohn Felix (F.H.) ein paar Fragen stellen:
Herr Haierhoff, wie kam es zur Selbständigkeit?
R.H.) Nachdem ich 1979 meinen Gesellenbrief erhalten habe, kam mit der
Zeit der Wunsch danach auf unabhängig in meinem Beruf weiter zu
arbeiten. Ehrgeizig habe ich mich der Herausforderung gestellt und 1993
erfolgreich meinen Meisterbrief erhalten. Hiermit habe ich den Schritt
in die Selbstständigkeit gewagt. Innerhalb dieser Zeit habe ich gelernt,
dass wir uns dem Wandel der Zeit ständig anpassen müssen und kann nun
von der Kalkulation bis zur Ausführung der Arbeiten ein breites
Dienstleistungsspektrum anbieten.
Aus heutiger Sicht der richtige Schritt gewesen?
R.H.) Die selbstständige Arbeit hat mir immer viel Freude bereitet,
besonders der Kundenkontakt war mir immer besonders wichtig. Anfangs
begann ich alleine mit nur einem kleinen Kundenstamm und wenig Mitteln.
Mittlerweile habe ich in Reelkirchen meinen festen Standort gefunden,
mit vielen Lagermöglichkeiten und Platz zum Entfalten. Ich kann auf 23
spannende Jahre zurückblicken, in denen ich mein Netzwerk aus Kunden,
Lieferanten und Handwerkskollegen immer weiter ausgebaut habe. Dieses
Netzwerk kann Felix jetzt für sich nutzen und ich ermögliche ihm somit
einen einfacheren Einstieg in die Selbstständigkeit, als es mir damals
möglich war.
Mit 55 Jahren sind Sie aber eigentlich noch zu jung für eine Übergabe….
R.H.) Das ist eigentlich richtig und ich gebe den Betrieb in der Tat
auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge ab. Ich war immer
gerne selbständig und mein Beruf war meine Leidenschaft. Aus
gesundheitlichen Gründen ist der Schritt jedoch erforderlich. Umsomehr
freut es mich da natürlich, dass mein Sohn nun in meine Fußstapfen
treten kann.
Und das passiert jetzt ganz schnell?
F.H.) (lacht) Nein, natürlich nicht. In die Fußstapfen bin ich ja
eigentlich schon indirekt mit Beginn in die Lehre getreten. Durch meinen
Vater habe ich schon als kleiner Junge viel von dem Beruf mitbekommen
und dann die Ausbildung in 2013 abgeschlossen. Dann habe ich noch kurze
Zeit als Geselle gearbeitet und letztlich im Juni 2016 meinen
Meisterbrief erhalten.
Sehr zur Freude des Vaters?
R.H.) Natürlich. Felix bringt einfach alle Voraussetzungen mit, da war
ich natürlich nicht erstaunt über das gute Ergebnis, was mich als Vater
sehr stolz gemacht hat. Gerade im Hinblick auf die Übernahme, ist es
toll, dass er es auch in kurzer Zeit geschafft hat.
Und nun das Wagnis Selbständigkeit?
F.H.) Ein Wagnis ist es letztlich immer, jedoch hat mein Vater sehr
viele treue Stammkunden aufgebaut und ich bin mir sicher, dass wir diese
nicht nur werden halten können, sondern auch noch weitere hinzugewinnen
werden. Für den Kunden ändert sich ja eigentlich nichts – bis auf ein
Teil des Namens in der Firmenbezeichnung und ein anderer
Ansprechpartner.
Es wird also keine Neuerungen geben?
F.H.) Zumindest keine Wesentlichen in nächster Zeit. Mein Vater hat den
Betrieb sehr sauber geführt und dieses System werde ich komplett
übernehmen. Auch das Leistungsangebot wird sich letztlich nicht ändern,
wir haben ja die gleichen Qualifikationen und die Mitarbeiter gehören
weiterhin zum Team.
Aber nicht die gleichen Erfahrungen, oder?
R.H.) Als alten Hasen kann man Felix mit seinen 23 Jahren natürlich noch
nicht bezeichnen, allerdings auch keinesfalls als unerfahren, dafür ist
er nun auch schon zu lange dabei. Außerdem werde ich ihm auch immer
wenn gewünscht zur Seite stehen.
Ist das denn gewünscht?
F.H.) Was ist das für eine Frage? Natürlich. Es wäre ein Fehler auf die
rund 40 Jahre Berufserfahrung meines Vaters zu verzichten. Qualifikation
hin oder her – Erfahrungen werde ich zu keiner Zeit unterschätzen und
mir gerne im Bedarfsfall Rat bei meinem Vater holen.
Schön, wenn eine Betriebsübergabe so reibungslos funktioniert und in Blomberg der Dachdeckerbetrieb erhalten bleibt. Im Namen der Redaktion wünschen wir Felix Haierhoff alles Gute für seine Selbständigkeit.
Bericht aus der NelkenWelt Ausgabe 4-2016